Mittwoch, 6. August 2014

Menschliche Laborratten

In Philadelphia gibt es nicht nur fünf medizinische Fakultäten und Unternehmen, die Pharma- und Medikamententests durchführen, sondern auch eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Obdachlosen, schreibt Carl Elliott. Allen ethischen Grundsätzen zum Trotz werden diese als "menschliche Laborratten" mit Geld und Vergünstigungen angeheuert, um insbesondere Psychopharmaka wie Neuroleptika, Antidepressiva und Angst-Präparate zu testen. Elliott berichtet von Anthony, einem Obdachlosen, der von den Unternehmen inzwischen als Profi bezeichnet wird: "'Ich mache bei schizophrenen Forschungsstudien mit, obwohl ich schizophren und bipolar bin. Ich habe auch versucht, an Studien für schwerwiegende Fälle teilzunehmen, aber sie ließen mich nicht. Dafür muss man Stimmen an jedem Tag der Woche hören, ich höre sie allerdings nur ein- oder zweimal im Monat. Sie behandeln einen gut', antwortet Anthony auf die Frage, wie er über die Studien denkt. 'Man kann fernsehen. Sie haben DVDs, CDs, PlayStation, Xbox. Sie bestellen drei, viel Mal die Woche Mahlzeiten. Chinesisches Essen, Cheessteaks, Buffalo Wings,Pizza. Sie richteten mir vor ein paar Jahren sogar eine Geburtstagsfeier aus, ich schnitt den Kuchen an und sie sangen Happy Birthday'. Anthony litt offensichtlich an vielen der Nebenwirkungen, die man bei jemandem erwartet, der so viele Antipsychotika genommen hat: Diabetes, erhebliche Gewichtszunahme, und Gliedersteifheit, für die er noch ein Medikament namens Cogentin nimmt."

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