Montag, 30. Oktober 2023

Klimawandel

Ende Oktober 2023

Die Welt brennt scheinbar an allen Ecken und Enden, in der Ukraine, in Berg-Karabach, im Nahen Osten. Wenig Aufmerksamkeit bleibt da für ein Lodern, das keine akuten Probleme bereitet. Auch wenn wir wissen, dass es unausweichlich einen Grossbrand entfachen wird.

Das ist, was gerade in der West­antarktis geschieht. Hier ist das komplette Abschmelzen des Schelf­eises in der Amundsensee wohl nicht mehr zu verhindern, wie Meeres­forscherinnen diese Woche berichteten.

Das hat gravierende Folgen für den gesamten Eisschild der West­antarktis. Das Schelf­eis, das auf der Wasser­oberfläche aufliegt und aufgrund der höheren Temperatur des Meerwassers von unten abschmilzt, ist mit den ganzen Eismassen der Gletscher und Schilde landeinwärts verbunden und stabilisiert diese. Ohne diese Stabilisierung ist der westantarktische Eisschild in Gefahr. Er gilt als Kipp­punkt im Klima­system: Sein komplettes Abschmelzen würde den globalen Meeres­spiegel um vier bis fünf Meter ansteigen lassen. Laut Meeres­forscher Tiago Segabinazzi Dotto ist dieser Kipppunkt wohl überschritten.

Dennoch betonen Experten, dass die CO2-Emissionen trotzdem zurückgehen müssen. Einerseits, um das Schmelzen zu verlangsamen und mehr Zeit für Anpassung zu schaffen. Andererseits, um die Eisschilde anderswo zu schützen.

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Um die negativen Auswirkungen der Klimaveränderungen möglichst gering zu halten, gilt es, viele verschiedene Parameter im Auge zu behalten. Eine Größe sticht aber in ihrer Bedeutung besonders heraus: das verbleibende Kohlenstoffbudget, auf Englisch "remaining carbon budget", daher auch unter der Abkürzung RBC geläufig. Dieses drückt die Menge an CO2 aus, die noch emittiert werden kann, ohne eine bestimmte Erwärmungsschwelle zu überschreiten. RBC ist daher auch der wesentliche Parameter für die Planung von Klimaschutzmaßnahmen, die im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen stehen, wonach die globale Erwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden soll.

Wie eine neue Studie zeigt, müssen bisherige Schätzungen des verbleibenden Kohlenstoffbudgets aber drastisch revidiert werden. Tatsächlich dürfen wir nur noch viel weniger Treibhausgase emittieren, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, berichten Forschende im Fachblatt "Nature Climate Change".

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