Mittwoch, 4. Mai 2011

Islamismus

Olivier Roy Als Islamisten bezeichnen wir jene, die im Islam eine politische Ideologie sehen, die geeignet ist, alle gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Die radikalsten sind von der Bühne abgetreten, um sich dem internationalen Dschihad anzuschließen. Sie sind nicht mehr da: Sie befinden sich in der Wüste mit al-Qaida im islamischen Maghreb (AQMI), in Pakistan oder in Randbezirken Londons. Sie haben keine soziale oder politische Basis. Der weltweite Dschihad ist von den gesellschaftlichen Bewegungen und nationalen Kämpfen völlig abgeschnitten. Selbstverständlich versucht die Propaganda al-Qaidas, die Bewegung als Vorhut der gesamten muslimischen Gemeinschaft gegen die westliche Unterdrückung darzustellen, aber das funktioniert nicht. Al-Qaida rekrutiert entterritorialisierte junge Dschihadisten, die ohne soziale Basis sind und alle mit ihren Nachbarn und ihrer Familie gebrochen haben. Al-Qaida bleibt in ihrer Logik einer „Propaganda der Tat“ abgekapselt und hat sich nie darum gekümmert, im Rahmen der muslimischen Gesellschaften eine politische Struktur zu gestalten. Da die Aktionen al-Qaidas zudem vor allem im Westen stattfinden oder gegen als westlich bezeichnete Ziele vorgehen, ist ihr Einfluß in den realen Gesellschaften gleich Null.

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